BRÜCKEN – Sinnbild und Programmatik
Spielzeit 2023/24

Das Thema BRÜCKEN ist so aktuell wie nie: Brücken zwischen unterschiedlichen Menschen, Nationalitäten, Generationen, weltpolitischen Einstellungen und individuellen Lebensstilen zu bauen, ist eine der großen Aufgabe des 21. Jahrhunderts. Verbinden Brücken doch viel mehr als nur die Ufer der Elbe, die das Spielgebiet des Orchesters durchfließt. Aus diesem Grund richtet die Elbland Philharmonie Sachsen ihren Blick in der neuen Spielzeit auf den verbindenden Charakter von Musik und baut nicht nur programmatische Brücken, sondern sucht den Kontakt mit ihrem Publikum im Kunstgenuss, in der Musik.

PHILHARMONISCHE KONZERTE
In den Saisonauftaktkonzerten erklingen Anton Bruckners 3. Sinfonie, die dem großen Romantiker Richard Wagner gewidmet ist, sowie die Uraufführung „Über das Verbrennen von Büchern“ des Dresdner Komponisten Wilfried Krätzschmars nach Texten Erich Kästners. Vor 90 Jahren wurden im März Werke von Autoren wie Heinrich Heine, Thomas Mann und Kurt Tucholsky in Dresden verbrannt – ein symbolisches Schlüsselereignis des drohenden Fanals.
Im ersten Philharmonischen Konzert ALLES MOZART zeichnet die Elbland Philharmonie Sachsen die Linien von und zu Mozart nach, während das zweite Philharmonische Konzert EROICA eine sehr interessante Verbindung nach Australien herstellt. Dort lebt seit mehr als zehn Jahren der gebürtige Meißner Dirigent Johannes Fritzsch, der ein australisches Stück vom anderen Ende der Welt mitbringt und es Werken von Schostakowitsch und Beethoven gegenüberstellt.
Im dritten Philharmonischen HEITERE MELANCHOLIE wird die Brücke ins Nachbarland Polen geschlagen mit dem Konzert für Streichorchester von Grażyna Bacewicz, einer der bedeutendsten polnischen Komponistinnen. Es folgt das 1. Klavierkonzert op. 11 in e-Moll von Frédéric Chopin, der in die Generation von Schumann und Mendelssohn gehört und mit ihnen zudem in Kontakt stand. Über diese „Brücke“ hat er natürlich auch den 18 Jahre jüngeren Brahms beeinflusst, dessen Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 im Konzert erklingen wird. Den Solopart spielt Alexandra Mikulska, eine international renommierte Konzertpianistin und neue Professorin in Dresden.
Im vierten Philharmonischen Konzert NORDISCHER KLANG errichtet das Orchester eine Brücke in den Norden, zunächst zu den Dänen Nils Wilhelm Gade, einem Komponisten, der wieder in die Generation von Mendelssohn und Schumann gehört. In Leipzig war der wenige Jahre ältere Mendelssohn sein Mentor. Die Konzertouvertüre „Nachklänge von Ossian“ bezieht sich auf die Legende eines keltischen Sängers. Sie gilt als eines der ersten Stücke, in dem es einen „nordischen Ton“ gibt, der später Einfluss auf das Schaffen von Nielsen und Sibelius nahm. Mendelssohn holte Gade in den 40-er Jahren als Kapellmeister nach Leipzig. Carl Nielsen ist sein legitimer dänischer Nachfolger als bedeutendster Nationalkomponist. Sein Klarinettenkonzert gilt als eines der virtuosesten Stücke für das Instrument und wird von der neuen Solo-Klarinettistin des Gewandhausorchesters, Bettina Aust gespielt. Den Abschluss des Konzerts bildet die Sinfonie Nr. 5 in Es-Dur op. 82 von Jean Sibelius.
Mit der 9. SINFONIE von Ludwig van Beethoven und der Uraufführung Ankunft – Hommage à Klaus Rohleder von Joe Schittino verabschiedet das Orchester das Jahr 2023. Die Landesbühnen Sachsen spielen die 9. Sinfonie seit ca. 60 Jahren als einzige Institution in der Region kontinuierlich zum Jahreswechsel – unterbrochen ausschließlich von den beiden Corona-Jahrgänge 2020 und 2021.

UNTERHALTUNGS- & SONDERKONZERTE
Das Orchester wird auch in der aktuellen Spielzeit zahlreiche Unterhaltungskonzerte musizieren. Hierzu zählt ESPANOLA, die musikalische Reise durch Spanien, dem Land der Lebensfreude und Leidenschaft. Gruselkonzerte mit Peter Kube und Patrick Rohbeck, Weihnachtkonzerte mit Tom Pauls oder auch das klassische Weihnachtskonzert WEIHNACHTEN IM GEBIRG mit dem Zithersolisten Thomas Baldauf zeichnen sich durch eine abwechslungsreiche Programmgestaltung aus.
Das neue Jahr wird mit den Silvester- und Neujahrskonzerten VERY BRITISH in insgesamt 8 Spielorten eingeläutet. Es folgen die Unterhaltungskonzerte MASKERADE, DIE GANZE WELT IST HIMMELBLAU, die Pfingstkonzerte EIN BUNTER BLUMENSTRAUß und ILSE BÄHNERT – DIE LUSTIGE WITWE IN DER OPERETTE.
Zudem ist das Orchester aktiv in das kirchenmusikalische Leben im gesamten Spielgebiet eingebunden und begleitet Kirchenchöre der Region.

KAMMERKONZERTE
Auch in der aktuellen Spielzeit fördert das Orchester aktiv kammermusikalische Aktivitäten in der Region, so u.a. in den Richard-Wagner-Stätten Graupa, in der Neustadthalle und im hauseigenen Orchesterproberaum in Riesa.
Neu ab dieser Spielzeit: DIE MUSIKALISCHE WEINPROBE in Kooperation mit der Winzergenossenschaft Meißen. Aus der Not eine Tugend machen – auf diese Weise entstanden Online-Weinproben während der Corona-Pandemie. Kontaktbeschränkungen haben lange Zeit das soziale Miteinander geprägt, weshalb mit Online-Weinproben ein digitaler Weg beschritten wurde. Nun wird das Konzept der Verbindung von Kunst- und Weingenuss an zwei Terminen mit dem Ensemble celloKONTRAbass und der Streichformation FOURTISSIMO in ein Kammermusikformat übertragen.

NACHWUCHSFÖRDERPRREIS ELPHORIA
In diesem Jahr wird erstmalig der Förderpreis elphoria des Freundeskreises der Elbland Philharmonie Sachsen vergeben. Initiiert vom Vorsitzenden des Freundeskreises Ludwig Schulze erhalten in diesem Jahr zwei außergewöhnliche sächsische Nachwuchskünstlerinnen den Förderpreis, der an insgesamt drei Solo-Auftritte mit der Elbland Philharmonie Sachsen geknüpft ist. Helene Freytag (Violine) und Tabea Ockert (Viola) werden gemeinsam im 1. Philharmonischen Konzert ALLES MOZART! die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 in der Marienkirche Pirna, dem Kulturschloss Großenhain und in den Landesbühnen Sachsen Radebeul musizieren.

HELENE FREYTAG wurde 2005 in Leipzig in eine Musikerfamilie hineingeboren. Ihren ersten Geigenunterricht erhielt sie im Alter von fünf Jahren. Von 2013 bis 2020 war sie Schülerin bei Prof. Uta-Maria Frenzel, zunächst in der Kinderklasse der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und ab 2017 am Sächsischen Landesgymnasium für Musik. 2020 wechselte sie dort in die Klasse von Hellen Weiß. Zusätzlich ist sie seit 2019 Jungstudentin am Julius Stern Institut der Universität der Künste Berlin. Dort wird sie von Frau Prof. Latica Honda-Rosenberg unterrichtet. Weitere Impulse erhielt Helene durch Meisterkurse bei Prof. Natalia Prishepenko, Prof. Zakhar Bron und Prof. Pavel Vernikov. Außerdem ist sie seit 2021 Stipendiatin der Musikakademie Liechtenstein und besucht dort regelmäßig Intensivwochen bei Prof. Ingolf Turban und Prof. Ana Chumachenko und Marc Bouchkov.
Kammermusikalische Erfahrung sammelte Helene u.a. bei den Projekten „Meister von heute und morgen“ in Dresden, „Mit Musik-Miteinander“ der Kronberg Academy und zuletzt bei der „Geneva international String Academy“. Seit 2019 ist Helene Mitglied im Bundesjugendorchester Deutschland.
Helene erspielte sich vielfache erste Preise jeweils mit Höchstpunktzahl beim Bundeswettbewerb «Jugend musiziert» in den Kategorien Solo, Duo und Klavierkammermusik. In diesem Zusammenhang erhielt sie darüber hinaus als Solistin den Sonderpreis der Freunde junger Musiker München sowie Sonderpreise der Deutschen Stiftung Musikleben und gemeinsam mit ihren Geschwistern Wilhelmine und Albrecht 2021 den Preis der Geschwister Sütterlin, den Mitteldeutschen Jugendmusikpreis der Holger Koppe Stiftung und 2022 den Sparkassen-Sonderpreis für das beste Familienensemble und den WDR-Klassikpreis verbunden mit einem WDR-Mitschnitt. Ebenfalls mit ihrer Schwester gewann Helene beim Carl-Bechstein-Wettbewerb 2021 einen 2. Preis.
Auf internationaler Ebene wurde Helene 2019 mit dem 3. Preis beim internationalen Kocian-Wettbewerb in Usti nad Orlici und im Jahr 2021 mit dem 2. Preis beim internationalen Wettbewerb «Young Ludwig» in Berlin sowie dem 3. Preis beim 15. internationalen Violinwettbewerb zu Ehren von K. Lipinski und H. Wieniawski in Lublin ausgezeichnet.
Als Solistin trat Helene mit verschiedenen Dresdner Orchestern u.a. im Kulturpalast, mit der Staatskapelle Halle und dem Sion Festival Orchestra auf.
Als Preisträgerin des 28. Wettbewerbs des „Deutschen Musikinstrumentenfonds“ spielt sie seit 2020 eine Violine von Lorenzo Ventapane (1806) und wird zusätzlich durch ein Stipendium dieser Stiftung gefördert.
Nach erfolgreichem Vorspiel ist Helene seit Herbst letzten Jahres außerdem Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie der Hans und Eugenia Jütting-Stiftung.

TABEA OCKERT, geboren 2002 in Leipzig, begann ihre musikalische Ausbildung im Alter von 5 Jahren auf der Geige bei Eva-Maria Mehling. Über mehrere Jahre hinweg wurde sie im Rahmen der Begabtenklasse des Freistaates Sachsen gefördert. Durch das Spielen in verschiedenen Orchestern wurde ihr Interesse für die Bratsche mit deren dunklem und warmen Klang geweckt. Daraufhin wechselte Tabea 2016 zur Bratsche in die Klasse von Katrin Hallmann. Bereits drei Jahre später trat sie als Solistin mit den LandStreichern Sachsen auf.
Eine Vertiefung ihrer musikalischen Ausbildung wurde Tabea ab August 2019 mit der Aufnahme an das Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar und dem Unterricht bei Neasa Ní Bhriain ermöglicht. Dort entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für die Kammermusik. Als Mitglied des Castello Quartetts gewann sie 2021 den Kammermusikpreis des internen Wettbewerbs des Musikgymnasiums Belvedere.
Seit Oktober 2022 studiert Tabea an der Universität Mozarteum Salzburg bei Thomas Riebl.
Wichtige Impulse erhielt sie u. a. bei Meisterkursen mit Pauline Sachse, Lukas Hagen und Roland Glassl, sowie im International Musicians Seminar Prussia Cove. Tabea erhielt das Händel-Mozart-Jugendstipendium 2019 und ist ebenfalls Stipendiatin der Internationalen Musikakademie Liechtenstein.
Tabea spielt eine Bratsche von Bernd Hiller.

KINDERKONZERTE & KINDERPÄDAGOGISCHE PROJEKTE
Die Kinder- und Jugendarbeit liegt dem Orchester besonders am Herzen. Neben den jährlich stattfindenden Konzerten für Grundschülerinnen und Grundschüler im gesamten Kulturraum (in dieser Spielzeit BÄRISCH ELEFANTÖS) musizieren Kammerformationen themenbezogene Kinderkonzerte wie SPUK UND ZAUBEREI sowie DER KLEINE STERN. Weitere musikpädagogische Angebote stellen die Reihen MUSIK IM KLASSENZIMMER und MUSIK IN DER KITA dar, die sich seit vielen Jahren in Schulen von Riesa bis Bad Schandau großer Beliebtheit erfreuen – in der vergangenen Spielzeit waren es allein 40 Veranstaltungen. Auch die Probenbesuche beim Orchester werden von Schulklassen seit dem Ende der Corona-Pandemie wieder gerne wahrgenommen. Hierzu besteht auch die Kooperation mit den Landesbühnen Sachsen MITTENDRIN die einen Probenbesuch an einen anschließenden Konzertbesuch koppelt. Gemeinsam mit der Singakademie Dresden wird das Orchester das Familienkonzert MÄRCHENHAFT in der Lukaskirche Dresden veranstalten.
Ein besonderes Highlight für junge Familien stellen die KUSCHELKONZERTE dar. Hier erhalten Kinder, Eltern und Großeltern die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre klassischer Musik zu lauschen. Zudem werden die Allerkleinsten dazu ermuntert, gemeinsam mit den Musikerinnen zu interagieren und sich zur Musik zu bewegen.

MUSIKTHEATER
Als musikalischer Partner der Landesbühnen Sachsen verantwortet das Orchester sämtliche Musiktheaterproduktionen der Landesbühnen Sachsen im Orchestergraben. In dieser Spielzeit feiern die große romantische Oper DER VAMPYR von Heinrich Marschner, der Doppelabend mit Opern von Philippe Boesmans und Francis Poulenc JULIE / DIE BRÜSTE DES TIRESIAS, das Musical CABARET in einer Fassung von Chris Walker sowie die Oper LE VILLI von Giacomo Puccini Premiere.

KOOPERATION MIT DER MUSIKHOCHSCHULE DRESDEN
Die Elbland Philharmonie Sachsen ist bereits seit vielen Jahren eng mit der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden verbunden und bietet dem Dirigiernachwuchs immer wieder die Möglichkeit, mit einem professionellen Orchester zusammenzuarbeiten. In Dirigierworkshops aber auch in Kinderkonzerten stehen Dirigierstudierende auf dem Pult und sammeln wertvolle Erfahrungen für ihre musikalische Zukunft. Weiter wird das 2. Philharmonische Konzert im Konzertsaal der Musikhochschule aufgeführt. Dabei wird der Solopart am Violoncello von einem Studierenden der Hochschule übernommen.

GÄSTE in alphabetischer Reihenfolge
Als Dirigenten Friedrich Praetorius, Johannes Fritzsch, Dionysos Pantis u.a. leiten in der kommenden Spielzeit das Orchester.
Die über 20-jährige Zusammenarbeit mit Tom Pauls findet in zwei verschiedenen Programmen ihre Fortsetzung. Auch Peter Kube und Patrick Rohbeck sind mit kammermusikalischen Programmen in der Spielzeit präsent.
Michael Heim (Tenor), Milena Knauß (Sopran), Timothy Oliver (Tenor), Franziska Rabl (Mezzosopran), Andreas Scheibner (Bariton) und Peggy Steiner (Sopran) sind Gäste in Philharmonischen und Unterhaltungskonzerten.
Bettina Aust (Klarinette), Thomas Baldauf (Zither), Isang Enders (Violoncello), Helene Freytag (Violine), Sabine Kittel (Flöte), Florian Mayer (Violine), Aleksandra Mikulska (Klavier) und Tabea Ockert (Viola) sind als Solistinnen und Solisten in verschiedenen Konzertformaten zu erleben.

FERMATE
In der vergangenen Spielzeit hat das Orchester insgesamt 69.629 Besucherinnen und Besucher erreicht.
Ausblick: Die Elbland Philharmonie Sachsen wird in der kommenden Spielzeit 48 Veranstaltungsorte bespielen und 206 Konzerte durchführen. Hinzu kommen weitere Kammermusikveranstaltungen sowie zahlreiche musikpädagogische Projekte in Schulen und Kindertagesstätten.
Das Orchester befindet sich weiterhin in einem Generationsumbruch. Insgesamt 14 Probespiele wurden in der vergangenen Spielzeit durchgeführt. Derzeit sind 80 Musikerinnen und Musiker bei der Elbland Philharmonie Sachsen beschäftigt.

 

Foto: Robert Jentzsch