Im 2. Philharmonischen Konzert unter der Leitung von Gastdirigent Johannes Fritzsch erklingt zunächst „Short stories: five interludes for strings“ von Brett Dean aus dem Jahr 2005. Dean, ein australischer Komponist und Bratschist, studierte in Brisbane und war von 1985 bis 1999 Mitglied der Berliner Philharmoniker. Zurzeit lebt er in Berlin und ist als Komponist und Musiker auf zahlreichen internationalen Konzertpodien zu erleben.
„Short Stories“ basiert auf den fünf kurzen Geschichten „Andacht“, „Vorahnungen“, „Asche“, „Komarows letzte Worte“ und „Arietta“. Jede Geschichte besitzt ihren ganz individuellen Charakter, ihre eigene Klangwelt, wobei nur der vierte Satz aus dem Zyklus eine ganz konkrete Erzählung skizziert: Der sowjetischen Kosmonaut Wladimir Komarow verstarb im Jahr 1967 beim ungebremsten Aufprall auf der Erde in seiner Raumkapsel Sojus 1, da sich weder der Hauptbremsfallschirm noch der Reservefallschirm öffneten. Er war der erste Mensch, der bei einer Weltraummission ums Leben kam und somit ein frühes Opfer des politischen Drucks hinter dem Wettlauf ins All in den 60er Jahren.
Im Konzert schließt sich Beethovens Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur, auch bekannt als „Eroica“, an. Beethoven komponierte die „Eroica“ in den Jahren 1803 bis 1804 in einer Phase, in der seine Hörschwäche immer stärker wurde und ihn in eine tiefe persönliche und emotionale Krise führte. Die „Eroica“ konstatiert einen Wendepunkt der Musikgeschichte und bereitete den Weg für das sinfonische Ideal der „heroischen Periode“. Sie wird als poetisches Tongemälde verstanden, das Heldentum, Bonaparte, Revolution und Menschwerdung musikalisch skizziert. Gleichzeitig ist die Sinfonie ein avantgardistisches Kompositionsexperiment, das die Gesetze der musikalischen Form erweitert hat.
Den Abschluss des Konzertabends bildet das 2. Konzert für Violoncello und Orchester g-Moll von Dmitri Schostakowitsch mit dem Violoncello-Virtuosen Isang Enders. Das Konzert wurde 1966 anlässlich des 60. Geburtstages des Komponisten uraufgeführt. Schostakowitschs Leben sowie sein musikalisches Schaffen waren geprägt von politischen Zwängen und einer permanenten Bedrohung durch die sowjetische Regierung, nachdem sich Stalin persönlich 1936 vernichtend über Schostakowitschs Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ geäußert und damit eine mediale Hetzkampagne ausgelöst hatte. Trotz dieser Umstände fand Schostakowitsch in der Musik einen Weg, seine inneren Kämpfe und seine kämpferische Haltung auszudrücken. So verbreitet das Cellokonzert eine Aura von Resignation, Trauer und Abschied. Das Soloinstrument stellt im ersten Satz das düstere Thema vor, das von hellen Klangfarben abgelöst wird. Der zweite Satz wirkt wie ein Höllentanz: Orchester und Solist musizieren gegeneinander und wilde Bläsereinsätze befeuern das Spiel. Der letzte Satz wird durch die große Violoncello-Kadenz geprägt. Nachdem Motive des ersten Satzes erneut aufgegriffen werden, endet das Werk mit einem Orchesternachspiel.
ISANG ENDERS
Isang Enders wurde im Jahr 1988 in Frankfurt geboren und nahm bereits im Alter von zwölf Jahren ein Jungstudium bei Michael Sanderling auf. Gustav Rivinius, Truls Mørk und im Besonderen die Mentorschaft des amerikanischen Cellisten Lynn Harrell nahmen fortan großen Einfluss auf seine musikalische Entwicklung. Enders‘ Studium wurde gefördert von der Deutschen Stiftung Musikleben, der Da-Ponte-Stiftung und der Studienstiftung des Deutschen Volkes.
Isang Enders nahm an Meisterkursen bei Frans Helmerson, David Geringas und Janos Starker teil. Im Alter von 20 Jahren wurde Isang Enders als 1. Konzertmeister der Violoncelli der Sächsischen Staatskapelle Dresden engagiert. Die darauffolgenden vier Jahre unter der Leitung von Fabio Luisi und Christian Thielemann waren ihm besondere Lehrjahre musikalischer, wie auch menschlicher Art.
Im Jahr 2012 verließ er Dresden und unterrichtete für zwei Jahre mit einer Vertretungsprofessur an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main.
Als Solist ist Isang Enders weltweit gefragt. Er spielte das Cellokonzert von Unsuk Chin in Stavanger, beim Orchestre Philharmonique de Radio France nach Paris, in der Opera City Hall in Tokyo und auch in Sao Paolo. Mit dem Sitkovetsky Trio brachte er Charlotte Brays Tripelkonzert mit dem Philharmonia Orchestra zur Uraufführung.
Enders unternahm eine Asientournee mit der Tschechischen Philharmonie und dem Dvořák- Cellokonzert. Gastspiele führten ihn nach Hongkong, an die New Yorker Carnegie Hall, an die Wigmore Hall in London und an das Concertgebouw Amsterdam. Er ist regelmäßiger Gast beim Heidelberger Frühling, bei dem Rheingau Musikfestival und bei den internationalen Kammermusikfestivals. Zudem gab er Konzerte in Hongkong mit Beethovens Tripelkonzert, Kammerkonzerte in Südamerika und ein Gastspiel in Italien mit dem Prager Radioorchester, beim Mozartfest in Würzburg sowie ein Bach-Projekt in Malta.
Isang Enders arbeitete mit den Dirigenten Zubin Mehta, Christoph Eschenbach, Myung-Whun Chung oder Eliahu Inbal zusammen. Er gastierte als Solist im Wiener Musikverein, im Prager Rudolphinum und im Konzerthaus Berlin sowie bei den großen Festivals von Schleswig-Holstein, Paris und Marlboro. Bei den Orchestern in Korea, Taiwan, China und Japan spielte er die Erstaufführungen der Cellokonzerte von Dutilleux, Lutoslawski und Mantovani. Zahlreiche CD-Einspielungen zeugen von Enders‘ künstlerischer Integrität und dokumentieren sein vielfältiges Repertoire.
Isang Enders spielt auf einem Violoncello von Jean Baptiste Vuillaume (Paris 1840) sowie auf einem Violoncello von Tobias Gräter (Heidelberg 2015).
PROGRAMM
Brett Dean
Short Stories: five interludes for strings
Dmitri Schostakowitsch
Konzert Nr. 2 g-Moll für Violoncello und Orchester op. 126
Ludwig van Beethoven
3. Sinfonie Es-Dur op. 55 „Eroica“
SOLIST
Isang Enders (Violoncello)
DIRIGENT
Johannes Fritzsch
KONZERT – UND TICKETINFORMATIONEN
Donnerstag, 16. November 2023, 18.00 Uhr in der Marienkirche Pirna
Tickets sind erhältlich bei der Elbland Philharmonie Sachsen ✆ 03525 72260, online unter hallo.etix.com/eps, in allen DDV Lokalen, SZ-Treffpunkten sowie an der Abendkasse.
Sonntag, 19. November 2023, 16.00 Uhr im Theater Meißen
Tickets sind erhältlich im Theater Meißen ✆ 03521 415511, online über den Ticketshop des Meißner Theaters sowie an der Abendkasse.
Sonntag, 26. November 2023, 19.00 Uhr in den Landesbühnen Sachsen Radebeul
Tickets sind erhältlich bei den Landesbühnen Sachsen ✆ 0351 8954 214, online über den Ticketshop der Landesbühnen Sachsen sowie an der Abendkasse.
Foto: Isang Enders
© Hohenberg